Die Berliner Photographin Elisabeth Stoll
Spaziergänger im Park
Ein staubiger Dachboden in Steglitz. Hinter einem der Dachbalken, schwer zugänglich und nur im Kriechen zu erreichen, finden Handwerker einen Karton voller uralter Glasscheiben. Was wie Müll erscheint, rettet der Architekt im letzten Moment vor der Mülltonne. Der Karton enthält eine große Sammlung von Glasnegativen und wandert vom Dachboden in den Keller, wo er weitere 10 Jahre lagert. Soviel zur Vorgeschichte der Bilder, die nun nach etwa 100 Jahren wieder „das Licht der Welt“ erblicken.
Entstaubt und gereinigt zeigen Sie höchstwahrscheinlich das Werk der Fotografin Elisabeth Stoll aus den späten 1920er Jahren. Laut Berliner Adressbüchern betrieb sie im 4. Obergeschoss eines Hauses in der Zimmermannstraße von 1921 bis 1934 ein „Photographisches Atelier“. Warum die Fotografin danach nicht mehr im Adressbuch verzeichnet ist, ist noch unklar – ebenso, warum sie die Bilder auf dem Dachboden versteckte. Denn was zeigen die Bilder?
Abgelichtet wurden Menschen im Stadtpark. Meist jüngere Frauen mit Kindern, aber auch einige Familien und Gruppen. Alle Bilder sind einfühlsam fotografiert. Die Portraitierten schauen offen und wie selbstverständlich in die Kamera der Fotografin. Wahrscheinlich handelt es sich nicht um klassische Auftragsfotografie, sondern um „Schnappschüsse“ im Park. Beachtet man den technischen Aufwand, der damals durch die Handhabung der Plattenkamera samt Stativ notwendig war, eine gewaltige Leistung, die sich über Monate hingezogen haben dürfte.
Gruss aus Berlin stellt nun eine große Auswahl der Bilder online und bittet alles Besucher der Website um Mithilfe.
- Wer kann Angaben zum Park machen, in dem die Bilder fotografiert wurden?
- Erkennt jemand die Portraitierten – vielleicht die eigenen Urgroßeltern oder Großeltern?
- Lässt sich das Datum der Aufnahmen anhand der Kleidung genauer eingrenzen?
Nun wünsche ich viel Vergnügen mit dieser Sammlung erstaunlicher Aufnahmen und wünsche eine gute „Zeitreise“ ins Steglitz von vor rund 100 Jahren.