Viktoria-Luise-Platz

Wettlauf um solvente Mieter. Die heutigen Bezirke Charlottenburg, Wilmersdorf und Schoeneberg standen um 1900 in deutlicher Konkurrenz. Die hochwertige Ausstattung der Haeuser und die aufwendige Gestaltung der Vorgaerten und Platzanlagen spielten fuer die gehobene Buergerschaft ein wesentliche Rolle bei der Wahl des Wohnortes außerhalb der Stadtgrenzen Berlins. Mit dem Viktoria-Luise-Platz ist einer der schoensten Plaetze Berlins weitgehend erhalten geblieben, da sich die Flaechen-Bombardements von 1944 auf das weiter suedlich gelegene Bayrische Viertel konzentrierten.

Das Bild zeigt bei genauem Hinsehen auch die Verbindung von fortschrittlichem Staedtebau und gesellschaftlicher Liberalitaet. Rechts im Bild befindet sich der 1902 eroeffnete Gebaeudekomplex des Lette-Vereins. Was heute als Verein zur „Foerderung hoeherer Bildung und Erwerbstaetigkeit des weiblichen Geschechts“ etwas hausbacken klingt, spiegelt den liberalen Geist in Teilen des Buergertums wieder. Das Ausbilden junger Frauen zu Telefonistinnen, Fotografinnen, Modezeichnerinnen und Setzerinnen beweist die Fortschrittlichkeit der Lehranstalt, die nach heutigem Verstaendnis Trendberufe lehrte.

Und auch die abgebildeten Personen für gesellschaftliche Veränderung. Zartes Hellblau war um 1900 die Farbe vornehmer Blässe und damit Mädchen vorbehalten. Strahlendes Rot hingegen war die Farbe der Knaben und ein Zeichen von männlicher Vitalität. Erstaunlich, oder?

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