Kaiser-Wilhelm-Strasse

Über sieben Brücken musst du gehen! Denn die Karl-Liebknecht-Brücke hat viele Vorgänger-Bauten. Viele Geschichten lassen sich hierzu für den Zeitreisenden erzählen, denn der Ort neben dem früheren Stadtschloss  ist geschichtsträchtig wie kaum ein Zweiter in der Stadt. Ich möchte mich daher auf die Brücke an sich beschränken, die Gegenwart und Vergangenheit in sinnbildlicher Weise verbindet.

Die erste feste Spreequerung an der Stelle der heutigen Brücke wurde am Ende des 17. Jahrhunderts als hölzerne Fußgängerbrücke, der Burgbrücke, errichtet. Die Holzkonstruktion erhielt später den Namen Cavalier-Brücke und stürzte jedoch nach zeitgenössischem Bericht 1709 durch großen Menschenandrang ein und riss 40 Menschen mit in den Tod.

In den 1830er-Jahren wurde eine neue Brücke errichtet. Die sogenannte Kavalierbrücke wurde aus gusseisernen Säulen mit einem Überbau aus Holz errichtet. Fußgänger konnten nun die Spree wieder überqueren, sie mussten jedoch einen „Sechser“ als Brückenzoll entrichten, weswegen sie auch Sechserbrücke genannt wurde. Für den Bau des Berliner Dom wurden jedoch auch große Teile dieser Brücke 1845 abgebrochen.

So unterschied sich noch in den 1880er Jahren die Verkehrsführung grundlegend von der heutigen Situation. Der gesamte Verkehr aus Richtung Unter den Linden musste ab der Schloßbrücke auf die Achse der heutigen Rathausstraße schwenken, was den zunehmenden Anforderungen an den Straßenverkehr schon lange nicht mehr gerecht wurde. Um die Straße in ihrem heutigen Verlauf auszubauen und das Straßenland zu verbreitern, wurden 1887 teilweise jahrhundertealte Gebäude abgerissen. Im Jahr 1889 entstand hier erstmals eine verkehrstaugliche Brücke über die Spree. Sie erhielt die Namen Kaiser-Wilhelm-Brücke und ist als repräsentativ gestaltete Prachtbrücke hier im Motv zu sehen.

In der NS-Zeit führten die Stadtplanungen erneut zu einem Abriss der Brücke ab März 1939. Die Brückenbreite entsprach nicht mehr den Ausbauplanungen für eine breite Ost-West-Verbindung durch Berlins Mitte und das geplante Germania. Der Abbruch konnte wegen knapper Transportkapazität nicht vollständig beendet werden. Bis 1944 ermöglichte eine hölzerne Behelfsbrücke den Fußgängerverkehr, schließlich erfolgte durch deutsche Truppen im Frühjahr 1945 eine Sprengung aller Brückenteile.

Als die sowjetische Armee in Berlin eingezogen war, ließen die Befehlshaber wieder eine Holzbrücke für Fußgänger aufstellen. Der Neubau einer festen Brücke als Ost-West-Straßenverbindung begann 1949. Die Ingenieure und Bauarbeiter schufen in Rekordbauzeit von nur neun Monaten ein Bauwerk in den Formen der Kaiser-Wilhelm-Brücke allerdings ohne preußische Emblematik und aus zeitgenössischen Baumaterialien. Die neue Spreequerung trägt heute den Namen Karl-Liebknecht-Liebknecht-Brücke.